Backsteinanbau: 70 Prozent mehr Platz für eine französische Familie!
Ein altes Sandsteinhaus vor Paris wurde um einen einstöckigen Anbau ergänzt – nun ist endlich Platz für Kind, Kegel und Kreativität
Mit drei Kindern wurde es in dem Sandsteinhaus von 1900 irgendwann einfach zu eng. Die Lage des Hauses vor den Toren von Paris aber war perfekt – ein neues Haus in vergleichbarer Lage zu finden, wäre einer Suche nach der Nadel im Heuhaufen gleichgekommen. Also musste ein Anbau her. Und zwar einer, der deutlich mehr Fläche brachte. Kurzerhand zog die Familie für sechs Monate in ein Ausweichquartier. Heute bewohnt sie nicht nur das modernisierte Sandsteinhaus, sondern auch einen coolen Anbau aus Backstein: kolossale 70 Prozent mehr Wohnfläche stehen ihnen zur Verfügung! Komfort und fließende Übergänge zwischen Innen und Außen wurden beim Anbau ganz groß geschrieben.
Auf einen Blick
Hier wohnt: ein Paar in den Vierzigern mit seinen drei Kindern
In: Vanves, Île-de-France, Frankreich
Auf: 220 Quadratmetern, davon 90 Quadratmeter im neuen Anbau
Experten: Agnès & Agnès Architecture
Fotos: Cécile Septet
Auf einen Blick
Hier wohnt: ein Paar in den Vierzigern mit seinen drei Kindern
In: Vanves, Île-de-France, Frankreich
Auf: 220 Quadratmetern, davon 90 Quadratmeter im neuen Anbau
Experten: Agnès & Agnès Architecture
Fotos: Cécile Septet
Der Anbau zieht sich um drei Seiten des Hauses. Auf diesem Foto, das von der Einfahrt aus aufgenommen wurde, sieht man den vorderen Teil. Er ist nach Nord-West ausgerichtet, verfügt über einen Terrassenzugang und große Glasfronten in Wohnbereich und Küche. „Von außen ist der Anbau mit rotem Backstein von Wienerberger verkleidet, der zu den Backsteinornamenten an der Fassade des Hauses passt. Das Zinkdach mit verschiedenen Neigungen entspricht den Vorgaben des örtlichen Bebauungsplans und verleiht dem Anbau einen dynamischen Look“, erklärt Agnès Chryssostalis, die das Projekt betreute.
Der zweite Teil des Anbaus zeigt auf den Garten im hinteren Teil des Grundstücks und beherbergt das Atelier und das neue Kinderzimmer. Die Fenster sind außen aus Aluminium, innen aus Holz und, da das Haus relativ nah an der Bahntrasse steht, extra schallisoliert.
Verbunden werden die beiden Teile des Anbaus durch einen Flur. Auf diese Weise kann man einmal quer durch das ganze Haus schauen: von Garten zu Garten.
Hier der Blick vom vorderen Anbau auf die Terrasse und die Einfahrt. Die Holzterrasse wurde im Zuge des Umbaus vergrößert und der Fahrradschuppen (rechts neben dem Tor) mit Holz verkleidet.
Die Terrasse hat dasselbe Fußbodenniveau wie Küche und Wohnbereich im neuen Anbau, während die restlichen Räume im Erdgeschoss etwas höher liegen.
Den Garten haben die Designer als eine Art Innenhof geplant und mit Bambus und einer roten Sitzgruppe aus Metall von Fermob bestückt. Bei schönem Wetter kann die Familie hier wunderbar frühstücken.
Den Garten haben die Designer als eine Art Innenhof geplant und mit Bambus und einer roten Sitzgruppe aus Metall von Fermob bestückt. Bei schönem Wetter kann die Familie hier wunderbar frühstücken.
Dank der großzügigen Fensterfront gehen Außen und Innen im neuen Wohnbereich beinahe fließend ineinander über. Die freie Sicht in den Garten macht den Bereich hell, luftig, und verleiht ihm ein tolles, offenes Raumgefühl – eine Bereicherung für die Bewohner, und genau das Plus an Komfort und Platz, das sie sich von dem Anbau erhofft hatten.
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Überhaupt war Licht ein wichtiges Thema beim An- und Umbau. Nicht nur die Fensterfront, auch mehrere Oberlichter bringen Tageslicht in den Anbau.
Den Mittelpunkt des neuen Wohnbereichs bildet die moderne Küche.
Den Mittelpunkt des neuen Wohnbereichs bildet die moderne Küche.
Ein Highlight sind die Küchenfronten aus massiven Eichenpaneelen, die abwechselnd senkrecht und waagerecht angeordnet sind. Die Arbeitsfläche ist aus Blaustein aus der belgischen Provinz Hennegau.
Die Zementfliesen und die Backsteinwand im Wohnbereich unterstreichen den rustikalen Look des Interiors. Alt und Neu, Außen und Innen – in diesem Anbau ziehen sich Gegensätze an.
Die Zementfliesen und die Backsteinwand im Wohnbereich unterstreichen den rustikalen Look des Interiors. Alt und Neu, Außen und Innen – in diesem Anbau ziehen sich Gegensätze an.
Neben Küche und Esstisch haben die Designer einen kleinen Sitzbereich eingerichtet, mit einem Holzofen als Mittelpunkt. „Der Ofen ist so effektiv und gemütlich, dass die Eigentümer die Heizkörper, die wir zusätzlich eingebaut haben, nur selten nutzen“, so Chryssostalis.
Eine besondere Herausforderung von Anbauten besteht darin, sie passend zur Originalarchitektur zu gestalten. In diesem Fall bieten die Innenfenster einen schönen Übergang zwischen dem bereits vorhandenen Teil des Hauses und dem Anbau, zwischen Drinnen und Draußen. „Auf diese Weise entstand ein Zusammenspiel von verschiedenen Ebenen und Transparenzen zwischen Innen und Außen“, erklärt Chryssostalis.
Das Thema Licht zieht sich wie ein roter Faden durch das gesamte Projekt. Hier ist es die Tür zum neuen Arbeitszimmer, die komplett verglast ist, damit möglichst viel indirektes Licht bis in den „alten“ Teil des Hauses kommt. Sie wurde von einem Kunsthandwerker angefertigt; die Metallstreben verleihen ihr einen coolen Atelierlook.
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Hier ein Blick in das neue Atelier, Arbeits- und Musikzimmer. Große Dachfenster und eine Terrassentür lassen auch hier jede Menge Tageslicht in den Raum.
„Wir haben uns bewusst gegen eine Fußbodenheizung entschieden und stattdessen schwarze Eisenheizkörper integriert, die dem ganzen einen coolen Stil verleihen“, erklärt Chryssostalis.
„Wir haben uns bewusst gegen eine Fußbodenheizung entschieden und stattdessen schwarze Eisenheizkörper integriert, die dem ganzen einen coolen Stil verleihen“, erklärt Chryssostalis.
Direkt neben dem Atelier befindet sich das neue Zimmer der ältesten Tochter. Der Anbau hat eine Firsthöhe von 4,20 Meter, so dass genug Platz für diesen Raum im Raum war – ein Mezzanin aus lackiertem MDF, das als Hochbett dient. Darunter befindet sich ein kleines Badezimmer.
Auch die Treppe im alten Teil des Hauses, die zum Elternschlafzimmer im Obergeschoss führt, hat eine Verjüngungskur erhalten: Die Eichenstufen wurden abgeschliffen, Setzstufen und Fußleisten grau lackiert.
Im Schlafzimmer angekommen, kann man links einen Blick in das Hauptbad erhaschen. Die Fußbodenfliesen dort stammen noch aus den Fünfzigerjahren und wurden erhalten.
Die begehbare Dusche hingegen wurde neu gefliest – in Grau, einer Farbe, die sich überall im Haus wiederfindet.
Das Elternschlafzimmer wurde vergrößert, indem es mit einem der Kinderzimmer zusammengelegt wurde. Damit das alte Balkenwerk nicht zu sehr belastet wird, ließen die Architekten einen Eisenträger einbauen. Die von Agnès und Agnès entworfenen, maßgefertigten Einbauschränke aus lackiertem MDF bilden eine Art offenen, begehbaren Kleiderschrank (links). „Wir entwerfen häufig auch Einbaumöbel für unsere Projekte – wir betrachten das Bauwerk immer in seiner Gesamtheit, und jedes Objekt als Teil der Architektur“, so Chryssostalis.
Außerdem wünschte sich die Familie ein größeres Wohnzimmer. Durch den Backsteinanbau bekam die Familie sogar noch ein Atelier, Arbeits- und Musikzimmer dazu.